Echte Engelwurz (Angelica archangelica)

Engelwurz

Engelwurz

Angelikawurzel

Familie:  Apiaceae (Doldengewächse)

Vorkommen:  Auf nassen und nährstoffreichen Böden im Tiefland; insbesondere an Ufern größerer Flüsse. Teilweise auch als Arzneipflanze kultiviert. Nördliche Gebiete Europas und Asiens, Kulturen in Mitteleuropa und Skandinavien

 

Beschreibung:  Bis zu 250 cm hoch werdende Staude mit fiederteiligen, hellgrünen Blättern. Die grünlichen Blüten sind in  Dolden angeordnet (Dolde 2. Ordnung), die zusammen wiederum eine Dolde bilden (Dolde 1. Ordnung). Letztere können einen Durchmesser von bis zu 50 cm haben. Die Blütezeit liegt zwischen Juni und August.

 

Inhaltstoffe 

  1. Angelicae folium: äther. Öl, ca. 0,1 % mit b-Phellandren (33,8 %), a-Pinen (27 %) und b-Pinen (23,9 %) als Hauptkomponenten; außerdem Furanocumarine, u.a. Angelicin, Bergapten, Imperatorin und Oxypseudanin, jedoch kein Osthol.
  2. Angelicae fructus:  äther. Öl (ca. 1,5 %), Cumarine und Furanocumarine, u.a. Angelicin, Apterin, Bergapten und Xanthotoxin.
  3. Angelicae radix: äther. Öl (0,35-1 %, überwiegend aus Monoterpenen, kleinen Mengen an Sesquiterpenen sowie den geruchsbestimmenden makrocyclischen Lactonen bestehend), ferner umfangreiches Spektrum an Cumarinen, z.B. Osthenol, Furanocumarinen, u.a. Angelicin und Heraclenol und Dihydrofuranocumarinen, u.a. Archangelicin, Archangelin. Weitere Bestandteile sind Pflanzensäuren, u.a. Angelica- und Fumarsäure, die Phenolcarbonsäuren Chlorogensäure und Kaffesäure sowie Harze und Flavanone.

 

Wissenswertes:  Die Engelwurz gilt immernoch als Heilpflanze und wird dafür feldmäßig angebaut. Ihr Anwendungsbereich reicht von Magen-Darmstörungen bis zum Hustenmittel.

Droge (verwendeter Pflanzenteil)

  1. Angelicae folium (syn. Folium Angelicae); Angelikablätter, die getrockneten Blätter.
  2. Angelicae fructus (syn. Fructus Angelicae, Semen Angelicae); Angelikafrüchte (syn. Angelikasamen, Engelwurzsamen), die getrockneten Früchte.
  3. Angelicae radix (syn. Radix Angelicae, Radix Angelica sativae, Radix Syriaca); Angelikawurzel (syn. Brustwurz, Engelwurz, Gartenangelika, Heiligenbitter, Theriakwurzel, Waldbrustwurz), die unterirdischen, ganzen, unterhalb 40 oC getrockneten Teile der Pflanze.

 

Anwendung/Wirkung

  1. Angelicae folium:  volkstümlich bei Verdauungsschwäche sowie Brustfellentzündung in Form von Kompressen mit den Blättern. Zur Teezubereitung werden als Tagesdosis im allgemeinen etwa 4,5 g Droge empfohlen.
  2. Angelicae fructus:  volkstümlich bei Verdauungsstörungen, Nieren- und rheumatischen Beschwerden. Industrielle Nutzung zur Gewinnung des äther. Öls, das u.a. in der Likörindustrie (z.B. Benediktiner) genutzt wird.
  3. Angelicae radix:  bei Appetitlosigkeit, als Carminativum bei Völlegefühl, Blähungen und leichten krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden (z.B. unzureichender Magensaftsekretion). Die Droge und daraus hergestellte Extrakte sind Bestandteil zahlreicher Fertigarzneimittel.

 

Zur Giftigkeit: Die Engelwurz enthält, wie zahlreiche andere Doldengewächse auch, Furocumarine. Insbesondere Bergapten und Archangelin seien hier erwähnt. Den höchsten Gehalt hat die Wurzel mit bis zu 2%.

Sonstiges: Griechen und Römer kannten die Engelwurz nicht, da sie aus dem Norden (Skandinavien, Island, Grönland) nach Mitteleuropa gelangte. In Nordeuropa wurde die Pflanze seit dem 12. Jh. als Gemüse gegessen. Die Kräuterbücher des 16. Jh. weisen auf ihren Einsatz gegen die Pest hin, indem z.B. das Riechen an einer mit Essig getränkten Wurzel vor dieser Erkrankung schützen sollte. Auch gegen Zauberei und böse Geister wurde die Pflanze (Heiligengeistwurzel) eingesetzt. Der Gattungsname “Angelica” ist lateinischen (angelus = Engel) bzw. griechischen (angelos = Engel) Ursprungs. Nach der Sage soll die heilkräftige Pflanze den Menschen von einem Engel gezeigt worden sein. Auch der Artname “archangelica” ist danach geprägt.