Der Brief über die Tonkabohne

Liebe Carmen,

heute habe ich 2 mal die Haltestelle verpasst, an der ich hätte aussteigen müssen. Ich war im Netz auf der Suche nach Rezepten mit Tonkabohne. Sie lässt mich einfach nicht mehr los. 

Angefangen mit der Tonkabohne und mir hat es, als meine Freundin Lea, nach ihrer Südamerika-Reise, auf einen Kaffee vorbeikam.

Als Gastgeschenk hat sie aus ihrem Portemonnaie ein kleines Etwas gezogen und es mir strahlend in die Hand gelegt: „Hier, dein neuer Glücksbringer!“

Es war eine kleine, verschrumpelt, dunkelbraune Bohne. Ihrem Aussehen nach hätte ich ihr viel zugetraut. Aber Glück?

Lea klärte mich auf:

In Venezuela hat sie Pedro kennengelernt, einen Bauern, der Tonkabohnenbäume anbaut.

Riesige Bäume, die bis zu 30m hoch sind, mit zarten, duftenden violetten Blüten.

Lea, die als Erntehelferin dabei war, lernte nicht nur die Tonkabohne kennen, sondern Pedros große Familie. Alle sind in die Arbeit eingebunden.

Die Ernte geht los, wenn die Früchte, ab Mai, als Fallobst den Weg zur Erde gefunden haben. Sie erinnern, solange sie am Baum hängen an Mangos, sind allerdings geschmacklos.

Pedro erklärte ihr, dass die wahre Kostbarkeit im Kern der Frucht liegt, der Tonkabohne.

Der Kern wird aus der Frucht geschält, was zunächst aber auch kein Highlight ist. Ein Kern, der weder im Aussehen noch im Geruch an eine Köstlichkeit denken lässt.

Also ab mit den Früchten in Rum. Danach werden sie monatelang getrocknet.

Dann erst entblößt sich das Aroma von Vanille, Karamell, Waldmeister und anderen Essenzen. Köstlich!

Nach den heißen Arbeitstagen nehmen alle an der langen Tafel ihr Abendessen ein.

 

Lea wäre nicht sie selbst gewesen, hätte sie nicht die Gunst der Stunde genutzt

So setzte sie sich jeden Abend neben ein anderes Familienmitglied, um die Familie besser kennen zu lernen. 

Sie erfuhr von der Oma, dass sie die Tonkabohne schon als Duftmittel zwischen ihre Wäsche legte und man bis 1940 sogar mit der Bohne bezahlen konnte.

Ihren Kindern hat sie die Tonkabohne in den Brei gerührt, wenn sie nicht gut schlafen konnten oder der Magen rumorte.

Heilmittel und Zahlmittel. Kein Wunder, dass die Bohne als Glücksbringer dient!

Pedro erzählte ihr, dass sich die Bohne so gut verkaufen lässt , da sie gerne als Ersatz für Vanille genutzt wird, weil sie im Vergleich preiswerter ist.

Auch die Spitzenköche haben die Bohne längst in ihren Küchen etabliert. Der einzigartige Duft und die betörenden Aromen regen auch die Kreativität der Köche an.

Anfangs gab es  Bedenken, dass das beinhaltete Cumarin schädlich wirken könnte.  Aber man weiß heute, dass durch die Fermentierung der  Tonkabohnen, der Gehalt an Cumarin sinkt.

Als Lea dann eines Nachmittags von Pablo, Pedros Sohn, auf einen Cafe con Leche eingeladen wurde, rieb er mit einer Muskatreibe ein kleines Stückchen einer Tonkabohne auf den Milchschaum. Mit einem verschmitzten, gar glänzenden Lächeln.

Wer weiß schon, was die Tonkabohne noch so alles kann…..

 

Liebe Carmen, diese Geschichte musste ich dir schreiben. Ich schicke dir noch zwei Rezepte mit.

Vielleicht eine schöne Idee für unser Weihnachtsmenue?

Herzliche Grüße

Deine Zia

 

Überbackene Birne mit Tonkabohne

Zutaten

  • 2 Birnen
  • ½ Tonkabohne, gerieben
  • 2 Eigelb
  • 80 Gramm brauner Zucker
  • 200 ml Sahne

 

Zubereitung

Die Birnen putzen und in dünne Scheiben schneiden. Eine geeignete Auflaufform fetten und die Birnenscheiben hinein legen . Eier und Rohrzucker schaumig schlagen und die geriebene Tonkabohne und Sahne hinzu geben. Nach dem Verrühren  die Mischung über die Birnen geben.

Im Backofen werden die Birnen bei ca. 180 Grad Umluft oder 200 Grad Oberhitze goldgelb überbacken.

Das Dessert sollte lauwarm genossen werden!

 

Fisch mit Tonkabohnensauce

Zutaten

  • 400 g Fischfilet mit Haut
  • 30 g Butter
  • Salz und Pfeffer

 

Für die Tonkabohnen-Sauce

  • 200 ml Fischfond
  • 150 ml Sahne
  • 60 ml Weißwein
  • 30 ml Noilly Prat Wermut
  • 1 Schalotte
  • Tonkabohne
  • Salz und Pfeffer

 

Für die leckere Sauce

Die fein geschnittenen Schalotten in Butter anschwitzen. Mit Weißwein und Wermut ablöschen.

Den Fischfond hinzugeben und die Flüssigkeit auf circa 125 ml reduzieren. Anschließen die Sahne dazu geben, alles gut verrühren  und weitere 10 Minuten köcheln lassen.

Die Sauce dann durchsieben, Tonkabohne hinein reiben und noch kurz köcheln lassen.

Sollte die Sauce zu sehr eindicken, mit etwas Sahne strecken.

Die Fischstücke auf der Haut für circa vier Minuten nicht zu heiß anbraten und die Unterseite würzen. Fischfilets wenden und  für eine weitere Minute braten.

  

2 Kommentare

  1. Ja liebe Sigrid. Ich bin dabei. 🙂

  2. Das stimmt. Schöne Gschichten, schönes Essen. Das ist doch schon die halbe Miete…. 🙂

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