Die Suppe der Eicheln
Wenn die Tage kürzer werden und der Wind die letzten Blätter von den Zweigen tanzt, verwandelt sich der Wald in ein stilles Märchenreich. Zwischen goldenem Laub und weichem Moos liegen kleine Schätze verborgen – die Eicheln. Oft unbeachtet, treten sie leise aus dem Schatten der großen Erntefrüchte hervor. Doch wer ihnen lauscht, erfährt: Sie waren seit alter Zeit Brot und Nahrung, Stärke und Wärme, ein Geschenk des Waldes an die Menschen.
Heute holen wir diese vergessene Frucht zurück in unsere Küchen – als Suppe der Eicheln, schlicht und erdig, mit einem Hauch von Waldmagie.
Eichel-Suppe wie aus dem Märchenwald
Zutaten für 4 hungrige Seelen
- 1 Tasse Eicheln (mit Geduld geschält, gewässert und vorgekocht s.u.)
- 2 Möhren, die süße Sonne des Bodens
- 1 Pastinake oder Petersilienwurzel, mild und würzig zugleich
- 1 kleine Sellerieknolle, Herz der Erde
- 1 Zwiebel, golden wie Herbstlicht
- 1 EL Butter oder Öl, weich und sonnig
- 1,2 l klare Gemüsebrühe, aromatisch-wohtuend
- 1 Zweig Thymian oder Rosmarin, duftend wie Waldluft
- etwas Steinsalz, rein und klar
- etwas frischer schwarzer Pfeffer, feurig-scharf
- Petersilie, frisch und grün wie Morgentau
Zubereitung
- Die Eicheln behutsam von ihrer harten Hülle befreien, dann im Wasser baden, bis die Bitterkeit weicht.
- Das Gemüse würfeln, die Zwiebel in Butter oder Öl zart glasig dünsten. Möhren, Pastinake und Sellerie hinzufügen und im Topf tanzen lassen.
- Nun die Eicheln zugeben, alles mit Brühe bedecken, den Kräuterzweig hineinlegen – und auf leiser Flamme köcheln, bis die Aromen verschmelzen.
- Abschmecken, gehackte Petersilie darüber streuen und heiß genießen.
- stärkereich – liefert Energie und macht lange satt
- Gerbstoffe (nach dem Wässern in kleiner Menge erhalten) – wirken adstringierend und werden traditionell bei Durchfall genutzt
- Mineralien & Spurenelemente – unterstützen Vitalität und Stoffwechsel
Die Eicheln gehören zu den stillen Schätzen des Waldes. Wer sie sammeln möchte, braucht nur ein wenig Geduld, den richtigen Zeitpunkt und ein Auge für Qualität.
Der richtige Zeitpunkt
Ende September bis November. Die Stieleiche und Traubeneiche sind bei uns die häufigsten, ihre Früchte reifen ungefähr gleichzeitig. Wenn sie reif sind, fallen sie selbst vom Baum und lösen sich leicht vom Hütchen. Die Schale ist braun und fest, nicht grün. Sammle bevorzugt nach windigen Herbsttagen – dann liegen viele frische Eicheln am Waldboden.
So erkennst du gute Eicheln
Eine gute Eichel wirkt kompakt, gleichmäßig braun und hat keine grünen Stellen mehr. Die Schale sollte ohne Risse, Fraßlöcher oder Schimmel sein. Lege zum Testen Eicheln in eine Schüssel mit Wasser, die guten sinken, die schlechten schwimmen oben. Sammle immer nur so viel, wie du auch wirklich verarbeiten kannst, da Eicheln relativ schnell verderben. Lass immer einen Teil der Eicheln für Wildtiere wie Eichhörnchen, Wildschweine und Vögel liegen.
Aufbewahrung & Vorbereitung
Eicheln kühl, trocken und luftig lagern, z. B. in einem Korb im Keller oder Schuppen. Verarbeiten sie innerhalb weniger Wochen, da die Früchte leicht schimmeln.
Vorbereitung für die Küche
Eicheln schälen und mehrfach wässern, um die Gerbstoffe auszuschwemmen. Die enthalten Gerbstoffe (Tannine), machen sie bitter und schwer verdaulich. Damit sie in der Küche genutzt werden können, müssen diese ausgewaschen werden.
Kaltes Wässern (traditionelle Methode)
Eicheln schälen und in Stücke hacken. In eine große Schüssel mit kaltem Wasser legen. Mindestens 2–3 Mal täglich, ca. 5–7 Tage lang das Wasser wechseln, bis das Wasser klar bleibt und die Bitterkeit verschwunden ist. Die Nährstoffe wie Stärke bleiben weitgehend erhalten, dauert aber länger.
Heißes Wässern (schnellere Methode)
Eicheln schälen und zerkleinern. In kochendem Wasser 15 Minuten blanchieren. Wasser abgießen und durch frisches kochendes Wasser ersetzen. Diesen Vorgang mehrfach wiederholen (4–6 Mal), bis das Wasser nicht mehr braun wird und die Eicheln mild schmecken. Geht schneller, der Nachteil ist aber, dass sich die Stärke teilweise löst und die Konsistenz weicher wird. Die gewässerten Eicheln gut abtropfen lassen und weiterverarbeiten.
Prüftipp: Einfach ein kleines Stück probieren, wenn die Eichel nicht mehr bitter schmeckt, ist sie fertig gewässert.