Beinwellsalbe selber herstellen

Die beste Zeit zum Graben der Beinwellwurzel ist der Februar/ März. Sie hat nun den höchsten  Allantoingehalt.

Volksnamen

Beinwurz, Wallwurz, Bienenkraut, Chüechlikrut, Eselohrwurzel, Schmalwurz, Schwarzwurz,  Wottel und Zottel (mein Liebling) uvm.

Beschreibung

Der Echte Beinwell wächst als sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 30 bis 60 Zentimeter, selten bis zu 1 Meter. Oft stehen mehrere Pflanzen zusammen.

Beinwell hat dicke, saftige, aussen schwarze Wurzeln (Schwarzwurz), die innen weiß sind.

Blütezeit ist je nach Standort von Mai bis in den  Oktober hinein. Seine rot-violetten und manchmal auch gelblichen Blüten, sitzen in hängenden Trauben zusammen.

 

Die Blüte ist so gebaut,  dass ihr Nektar nur für langrüsselige Bienen-Arten, beispielsweise Hummeln, mit einer Rüssellänge über 11 Millimetern zugänglich ist. Die Besucher klammern sich am Rand der Krone fest und tauchen die Rüssel an die am Austritt des Griffels verbleibende Öffnung. Die  Pollen rieseln dann auf sie herab.

Insekten mit kurzen Rüsseln , wie beispielsweise Erdhummeln, stechen die Kronröhre seitlich an, um an den Nektar zu gelangen.

Vorkommen

Beinwell ist in ganz Europa zu finden. In Südeuropa ist er eher selten und im Norden oft nur eingebürgert vertreten. 

Standort

Der Echte Beinwell ist ein Stickstoffanzeiger. Er bevorzugt als Standort sonnige bis halbschattige, feuchte, nährstoffreiche Böden.  Lehmböden mag er gerne, an feuchten Wegrändern, feuchten Wiesen, Ufern, Auenwälder und Moorwiesen bis in Höhenlagen von 1000 Metern finden wächst er gerne.

Inhaltsstoffe

Zu den Inhaltsstoffen zählen  das Allantoin, Schleim- und Gerbstoffe, Asparagin, Alkaloide, ätherisches Öl, Flavonoide, Harz und Kieselsäure, Pyrrolizidinalkaloide.

Allantoin als wichtigster Inhaltsstoff löst Wundsekret auf, verflüssigt Eiter und regt zur Gewebeneubildung an (Wundheilung).

 

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

In der Pflanzenheilkunde werden die getrockneten Wurzeln , das Kraut sowie die Blätter des Beinwells eingesetzt.

Beinwellblätter

Bereits seit der Antike wurde Beinwell zur Behandlung von Wunden,  Förderung der Wundgranulation bei Knochenbrüchen eingesetzt.

Beinwell ist heute eine zugelassene Arzneipflanze, die äußerlich bei schmerzhaften Muskel- und Gelenkbeschwerden, Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen sowie zur lokalen Durchblutungsförderung eingesetzt wird. 

Es wurden in  den vergangenen Jahren eine Reihe klinischer Studien durchgeführt, welche diese Wirkungen wissenschaftlich untermauern. Mehrere Studien beschreiben  die Wirksamkeit von Beinwellsalben ähnlich wirksam wie Diclofenac-Gele.

Anwendung:

Innerlich wird der Beinwell  wegen des Gehalts an leberschädigenden und möglicherweise auch krebserregenden Pyrrolizidinalkaloiden nur noch volksheilkundlich eingesetzt. Es gibt dokumentierte Fälle aus mehreren Ländern, die einen  Lebervenenverschluss nach der Einnahme von Beinwellprodukten nachweisen. 

Bei äußerlicher Anwendung werden die schädlichen Alkaloide in nicht relevanten Mengen resorbiert, so dass  einer Anwendung von vier bis sechs Wochen im Jahr nichts entgegen spricht.

Für Fertigarzneimittel werden speziell gezüchtete pyrrolizidinarme Pflanzen verwendet.

Die  Beinwellsalbe kann bei nachstehenden Indikationen eingesetzt werden. Wichtig ist zu beachten, dass die Salbe nicht auf offene Wunden aufgetragen werden sollte.

Anwendung bei:

  • Schmerzen und Entzündungszuständen in Folge von Sportverletzungen Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, Quetschungen, Hämatomen
  • rheumatischen Beschwerden, Arthritis, Arthrosen, Muskel- und Gelenkbeschwerden
  • Sehnenscheidenentzündungen
  • Rückenschmerzen zur Nachbehandlung von Knochenbrüchen und Verrenkungen
  • Venenbeschwerden und Thrombophlebitis
  • zur Wundheilungsförderung

 

Herstellung einer Beinwellsalbe

1. Phase – Das Beinwellöl

  • Frische Beinwellwurzel
  • Hochwertiges Pflanzenöl wie z. B. Olivenöl (schmier´ nur das auf dich drauf, was du auch essen würdest!)

 

Arbeitsschritte

  1. Die Beinwellwurzel von der Erde befreien und mit Wasser säubern, so dass keine Erde mehr dran hängt.
  2. Die Wurzel klein schneiden und je nach Menge ein Glas zu einem Drittel füllen.
  3. Mit Olivenöl bis zum Glasrand aufgießen.
  4. Das Öl sollte nun mindesten zwei Wochen ausziehen.
  5. Nun das Öl abgießen und in eine dunkle Flasche abfüllen.
  6. Für die Salbe werden ca. 100 ml des fertigen Ölauszugs benötigt.

Ölauszug für Eilige
Wenn es einmal schnell gehen muss, kannst du das Öl auch warm ausziehen. Hierzu Öl und Wurzeln im Töpfchen oder in einem Glas im Wasserbad erwärmen. Die Wurzel darf nicht frittiert werden! Abkühlen lassen und den Vorgang noch 1-2 mal wiederholen.

 

2. Phase – Fertigstellung der Beinwellsalbe

Zutaten

  • 100 ml Beinwellöl
  • 8-10 g Bienenwachs (Je mehr Bienenwachs desto härter die Salbe)
  • Kakaobutterchips (nicht unbedingt nötig)

 

Arbeitsschritte

  • Beinwellöl  mit dem Bienenwachs in einem Topf erwärmen ( nicht kochen)
  • wenn alles flüssig ist, in kleine Salbentöpfchen füllen (nicht zu heiß)
  • erst nach Abkühlung verschließen, wegen Kondenswasserbildung (Salbe könnte schimmeln)

 

So bereitest du einen Beinwell-Auszug für Umschläge

100 g  Beinwellwurzel ca. 10 Minuten in 1 l Wasser kochen, dann abseihen.

Mit diesem Sud kannst du warme Umschläge machen.

Nicht auf offenen Wunden verwenden!

 

Und nun viel Spaß beim Wurzelgraben!

Wenn du mehr über Heilpflanzen und ihre Kräfte lernen möchtest, schau mal hier:

 

 

 

 

2 Kommentare

    • Marie-Denise Mäander auf 15. Oktober 2023 bei 18:45
    • Antworten

    Danke für die Anleitung “Salbenherstellung”, liebe Carmen! Es gibt viele im www; diese hier ist feinfühlig und genauso würde ich es machen bzw. mache es: Eineige Male sanft erwärmen (ich nehme einen Glaszylinder in einem Wasserbad stehend), bis um die 70 Grad; dann aufs Stövchen und dort stehen lassen. Das Teelicht erlischt irgendwann von selbst, am nächsten Tag kann die 2. Runde kommen.
    Die Frage ist mir aber bis heute geblieben: Was sit mit dem Wasser in/aus den frischen Wurzeln? Es gibt die Auffassung, dass, um dieses verdunsten zu lassen (= aus dem Öl heraus zu bekommen), das Mazerat doch kochen soll.
    Haben Sie hierzu einen Gedanken? Ich selber bin unschlüssig: So oder so? Und gehe eben bei Mazeraten doch meist so vor, wie Sie es anleiten. Das könnte ja weniger gut sein (Haltbarkeit zum Beispiel).
    Gruß, MArie-Denise

    1. Hallo Marie-Denise,
      ich gehe nicht höher in der Temperatur, da die Inhaltsstoffe ansonsten “kaputt frittiert” werden. Bei Ihrer Vorgehensweise verdunstet das Wasser auf jeden Fall. Fertige Salbe kühl stellen und immer wieder mal kontrollieren.
      Wenn Sie ein ungutes Gefühl haben, arbeiten Sie mit getrockneten Wurzeln. Das geht auch.

      Herzliche Grüsse Carmen

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.