Weide S.alba, purpurea, fragilis, daphnoidea Salicis cortex (M)

Märchen und Mythologie

In der Bibel werden Weiden an verschiedenen Stellen erwähnt. Im Buch Levitikus wird die Verwendung der Bachweiden für das Laubenhüttenfest beschrieben: “Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem Herrn, eurem Gott, … ” ( 3. MOSE 23, 40 ). Auch im Buch Hiob wird die Bachweide im 40. Vers erwähnt,sowie im 137. Psalm.

 

Weiden galten in der Mythologie als „Hexenbäume“, aber auch als Symbol der unbändigen, sich immer wieder selbst erneuernden Lebenskraft. So sollen z.B. Hexenbesen aus Weidenruten gefertigt worden sein. In den Sagen verschwanden Hexen als schöne Mädchen in den Weiden und kamen als fauchende Katzen verwandelt wieder hervor. In der gleichen Zeit, in der die Hexenverfolgungen stattfanden fand die Weide als Symbol der Jungfräulichkeit Einzug in die Kirche. Dies bezog sich auf Jungfräulichkeit Marias.

 

Bei den Griechen galt die Weide als geheiligter Baum von Demeter, der Göttin des Wachstums der Erde. Manchmal wurde die Weide allerdings auch Persephone, der Göttin des Todes zugeordnet. Bei den keltischen Druiden wurde das Fest der Wiedergeburt der Natur zur Zeit der Weidenblüte gefeiert. Die Druiden steckten Weidenzweige in die Erde, um die Fruchtbarkeit der Felder zu erhalten und zu stärken.

In der Literatur findet sich Weide als Baum von Ausgleich und Gerechtigkeit in dem Märchen von Christian Andersen „Alles am rechten Platz“. Auch in Kenneth Grahams „Der Wind in den Weiden“, in Tolkiens „Der Herr der Ringe“ und im Märchen „Victoria und die Weide“ kann man die Symbolik der Weiden gut betrachten.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile:

Rinde

Ernte und Aufbereitung:

Man schält im Frühjahr die Rinde von mitteldicken Zweigen und trocknet sie an der Luft oder im Dörrgerät.

 

 

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Weidenrinde_ernten

Droge:

Die im Frühjahr gesammelte, ganze oder geschnittene oder gepulverte, getrocknete Rinde junger Zweige.

Inhaltsstoffe

Phenolglykoside. Überwiegend Ester des Salicins, darunter als Hauptverbindungen Salicortin, Tremulacin und 2′-Acetylsalicortin. Mengenverhältnisse und absoluter Gehalt innerhalb der Gattung stark schwankend (je nach Art zwischen 1,5 und etwa 11 %). Ferner zahlreiche Flavonoide

Anwendungsgebiete:

Fieberhafte Erkrankungen, rheumatische Beschwerden, Kopfschmerzen. In der Volksheilkunde allgemein bei grippalen Zuständen, Zahnschmerzen, zur Behandlung leichter Schmerzen, äußerlich bei Fußschweiß und zur Behandlung schlecht heilender Wunden. Daneben existieren eine Reihe weiterer volkstümlicher Indikationen, bei denen es keinen Beweis der Wirksamkeit gibt

Dosierung und Art der Anwendung:

Mittlere Tagesdosis für flüssige und feste Darreichungsformen zur innerlichen Anwendung einer Gesamtsalicinmenge von 60 bis 120 mg entsprechend. Zur Teebereitung existieren zahlreiche Vorschriften. Bevorzugt wird ein Kaltwasserauszug. Dazu 1 bis 2 Teelöffel Weidenrinde (1 Teelöffel = ca. 3,6 g) mit 1 bis 2 Tassen Wasser ansetzen und über Nacht ziehen lassen und tagsüber trinken. Für zum sofortigen Gebrauch vorgesehene Heißwasserauszüge einen Teelöffel fein geschnittener Weidenrinde mit ¼ Liter Wasser übergießen und ganz langsam zum Sieden erhitzen, davon 2 Tassen pro Tag trinken, oder ein einer Drogenmenge von nur 2 g entsprechenden Teelöffel in ein Glas geben und mit kochend heißem Wasser übergießen, 20 min. ziehen lassen, abseihen und mehrmals täglich davon trinken. Zur Verwendung als Fiebermittel existieren ebenfalls verschiedene Angaben. Üblich sind 1 bis 2 g Weidenrindenpulver mehrmals täglich. Zur äußerlichen Anwendung 50 g Droge auf ½ Liter Wasser

Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Gegenanzeigen:

Prinzipiell ist von den gleichen Neben- und Wechselwirkungen und damit Gegenanzeigen auszugehen wie beim Gebrauch von Salicylsäurederivaten. Entsprechende Effekte wurden experimentell auch nachgewiesen, spielen aber bei bestimmungsgemäßen Gebrauch der Droge scheinbar keine praktische Rolle.Bei den angegebenen Mengen sind jedoch keine Nebenwirkungen zu erwarten.

„S a l i x” wird aus dem Griechischen „Helix: Windung” abgeleitet, weil früher die biegsamen Zweige zu Flechtwerk gewunden wurden. In der Medizin erlangte die Weidenrinde Berühmtheit, weil sie (und Mädesüß) die Ausgangssubstanz Salizylsäure für eines der bekanntesten Medika­mente beinhaltet: Aspirin. Der älteste Beleg für die Anwendung der Weide als fiebersenkende und schmerzlindernde Arznei findet sich auf einer assyrisch-babylonischen Tontafel aus der Zeit um 700 v. Chr. Die Weide wurde 1999 aufgrund ihrer ökologischen Bedeutung zum Baum des Jahres gewählt.

Inhaltsstoffe: Salicylalkoholderivate, Catechingerbstoffe, Kaffeesäurederivate, Flavonoide. Wirkungen: Fiebersenkend, entzündungshemmend, schmerzlindernd, antirheumatisch. Salicin wird als sog. prodrug im Darm und in der Leber zu Salicylsäure metabolisiert. Dadurch kommt es erst nach 2-3 Std. zur Wirkung, dafür aber langanhaltend (ca. 12 Std. lang).

Indikationen: Fieberhafte Erkrankungen, rheumatische Beschwerden, Arthrose, Kopfschmerzen.

Darreichungsformen: Tee, Fertigpräparate.

Tagesdosis: 60-240 mg Gesamtsalicin (die früher angegebenen 60-120 mg waren unzureichend).

Nebenwirkungen:. Weidenrindenextrakt besitzt daher im Gegensatz zu ASS keine aggregationshemmenden und damit die Blutgerinnung inhibierenden Eigenschaften und löst dadurch auch nicht die von der ASS bekannten und gefürchteten Nebenwirkungen wie Mikroblu­tungen im Magen- und Darmtrakt aus, d.h. andererseits aber auch, dass Weidenrinde nicht zur In­farktprophylaxe verwendet werden kann.

Gegenanzeigen: Salicylsäureüberempfindlichkeit (ca. 0,2 % der Bevölkerung).

 

Teezubereitung: 1 TL Droge mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen und nach 10. Min. abgießen. Mehrmals tgl. 1 Tasse heiß trinken.

Kommission E: Fieberhafte Erkrankungen, rheumatische Beschwerden, Kopfschmerzen.