Als ich vor einigen Jahren meinen neuen Garten anlegte, war ich sehr glücklich darüber, keinen Giersch dort zu beherbergen. Wer einen Garten besitzt, weiß, wovon ich rede.
Giersch ist aufdringlich, raumfordernd, kaum beherrschbar. Seine Wurzeln sind wie Glasstäbe. Zerbricht eine beim Ausgraben, wird aus dem in der Erde verbliebenen Stück eine neue Gierschpflanze.
Dann passierte das Malheur. Eine Bekannte gab mir Lilienzwiebeln, verschiedene tolle Sorten. In meinem Eifer und meiner Freude habe ich sie schnell eingepflanzt. Eigentlich kontrolliere ich vor dem Pflanzen, ob sich irgendein Kräutlein zwischen den Wurzeln versteckt hat, das sich heimlich in meinen Garten einschleichen will. Aber …
Es passierte. Der Giersch zog bei mir ein.
Ein Eindringling, ungefragt, nicht eingeladen. Er will meine schönen Kräuter verdrängen, sich in meinem Garten ausbreiten. Die Herrschaft übernehmen. Was soll ich tun?
Bücher gewälzt, nachgedacht, schlaflose Nächte. Dann kam die Erkenntnis. Er leistet mir viel Hilfe beim Erhalt meiner Gesundheit. Er wirkt entsäuernd, ist nahrhaft, eine wahre Vitaminbombe. Ja, er ist raumfordernd, aber vielleicht können wir miteinander leben.
Wenn ich dich nicht beherrschen kann, heißt das noch lange nicht, dass du mich beherrschen wirst!
Man sollte wissen, wann man verloren hat und das Beste draus machen! Also habe ich einen Pakt mit dem Giersch geschlossen.
Die Ecke, in die er sich hineingeschmuggelt hatte, war eigentlich für meine Lilien gedacht. Nun mussten eben die Lilien umziehen. Ich habe sie ausgegraben und sehr aufmerksam ihre Zwiebeln und Wurzeln nach Ausläufern des Gierschs untersucht.
War ich mir nicht sicher, sind sie kurzzeitig in ein Gefäß eingezogen. Zeigten sie nach einigen Wochen keine Gierschblätter, durften sie an ihren endgültigen Standort umziehen.
Der Giersch und ich haben Frieden geschlossen
Unser Pakt ist besiegelt. Der Giersch hat seinen berechtigten Platz im Garten, denn ich esse ihn gerne als Spinat und trinke ihn gerne als Tee oder Limonade. (Siehe: Rezepte mit Giersch.) An seinem Platz kann ich ihn gut kontrollieren. Ich säe Bohnen daneben, die mag er nicht so gerne und sie zügeln ein wenig sein Wachstum. Wenn er sehr eifrig ist, esse ich mehr davon. Nun können wir in einer harmonischen Gemeinschaft leben.