Johanniskraut (hypericum perforatum L.)

Adam Michael Birkholz 1781 über das Johanniskraut
Wenn ich in schönen Sommermonaten entweder allein, oder mit einem Freunde, die Felder und Wiesen durchirrte, um die Schönheiten der Natur zu studiren, und Kräuter einzusammeln; so habe ich diese unter all den übrigen hervorragende schöne Pflanze nie ohne Bewunderung betrachten können. Sie hat mich allemal, so wie ein schönes und besonders auffallendes Gesicht, eingenommen und gleichsam verzaubert, und ihre Physiognomie hat mir allezeit sehr viel Gutes versprochen, welches auch verschieden mit ihr angestellte Versuche und Erfahrungen zu meinem Vergnügen nachher bestätigt haben; ob es mir gleich niemals in den Sinn gekommen ist, daß ich selbst offensichtlich ihr Lobredner werden sollte.“

Adam Michael Birkholz hat seine Ausarbeitung über das Johanniskraut im Jahre 1781 veröffentlicht, in der seine Demut vor der Natur und den Heilpflanzen wunderbar zum Ausdruck kommt.

Bestimmung

Beim ersten Blick ist sie eine der gelben Blütenpflanzen, die uns zu Beginn unseres Lernens, ähnlich wie bei den Doldenblütern, große Schwierigkeiten beim Bestimmen bereiten kann. Beim genauen Hinsehen aber und wenn man sich ein wenig belesen hat, scheint es doch sehr leicht.

Johanniskrautblüten

Johanniskrautblüten mit Öldrüsen

Blüte

An den goldgelben Blüten erkennen wir beim näheren Betrachten braun-rote Verfärbungen, punkt- oder strichartig. Das sind die Drüsenschuppen des Johanniskraut, in denen sich das Hypericin, einer der wichtigste Inhaltstoffe der Pflanze, befindet. Ihr früherer Name herba hypericum rührt daher.

 

 

Johanniskrautblüte

Johanniskrautblüte

Zerreibt man die Blüte zwischen den Fingern, färbt das Hypericin die Haut rot. Es gibt dem Öl-Mazerat und der Tinktur seine Farbe.

Ein weiterer wichtiger Inhaltstoff, das Hyperforin, befindet sich überwiegend in den Fruchtkapseln.

 

 

Blatt des Johnniskraut

Johanniskrautblatt mit scheinbaren Löchern (Öldrüsen) und schwarzen Öldrüsen

Blätter

Schaut man die Blätter im Gegenlicht an, so kann man schwarze und helle Punkte entdecken. Beides sind Sekretbehälter, in denen ätherisches Öl und Harze der Pflanze enthalten sind. Die hellen Punkte lassen das Blatt löchrig wirken, was ihr den Namen hypericum perforatum (perforatum = durchlöchert) einbrachte.

Stängel

Auch der Stängel ist mit seiner Härte gut zu bestimmen. Er brachte dem Johanniskraut den Volksnamen Hartheu ein. Seine Zweikantigkeit ist in der Natur selten.

 

 

So ist das Johanniskraut an diesen drei bis vier Merkmalen gut und sicher zu erkennen.

Verbreitung

Johanniskraut ist in Europa weit verbreitet und wir finden es häufig an Wegrändern, lichten Wäldern, Dämmen und Gebüschen.

Sammelzeitpunkt

Gesammelt wird, wenn es voll erblüht ist. Für Tee schneiden wir die Pflanze kurz über dem Boden ab und hängen sie zum Trocknen auf.

Johanniskraut – große Hilfe für die Haut

Wer Johanniskraut sieht, denkt schnell an seine gemütsaufhellende Wirkung. Aber das „Sonnenkraut“ kann viel mehr. Äußerlich angewendet wirkt es durch seinen Gehalt an Flavonoiden und besonders an Hyperforin entzündungshemmend und gleichzeitig schmerz- und juckreizstillend. Sein Anteil an Gerbstoffen fördert die Wundheilung und sorgt für eine gute Narbenbildung. Dadurch ist es geeignet für die Behandlung von Sonnenbrand, stumpfen Verletzungen, Nervenschmerzen wie sie z. B. bei der Gürtelrose oder auch bei Schmerzen der Muskeln und Nerven des Bewegungsapparates (z.B. Myalgien, Rheuma, Hexenschuß).

Das Rotöl, das wir aus dem Johanniskraut gewinnen können, wirkt gegen Viren und Pilze. Hier kann das Hyperforin, das dem Antibiotikum ähnliche Bestandteile hat, gegen bestimmte grampositive Bakterien, multiresistente Staphylokokken und penicillinresistente Staphylokokkus aureus-Stämme zur Wirkung kommen. Hyperforin fördert die Regeneration und Heilung der oberen Hautschicht und unterstützt die wichtige Hautbarriere.

Bei infizierten Wunden kann man Johanniskrautöl-Kompressen direkt auf die Wunde legen und über Nacht dort verbleiben lassen.

Sonne für die Seele

Hypericin Hyperforin
Phototoxisch Antibakteriell
Antiviral Entzündungshemmend
Antidepressiv Antidepressiv
Wasserlöslich Fettlöslich

Quelle: Ursel Bühring  Grundlagen der  Heilpflanzenkunde

Innerlich

Innerlich eingesetzt kann Johanniskraut zur Ausheilung bei Magen-Darm-Geschwüren sowie bei Reizmagen eingesetzt werden. Hier nimmt man 3 x tgl. einen Teelöffel des Öls ein.

Die Herstellung von Johanniskraut-Öl – neue Erkenntnisse

Nach neuesten Untersuchungen der Uni Freiburg, ist eine Extraktion des für die Wundbehandlung wichtigen Hyperforin  besser im Dunkeln vorzunehmen. Hyperforin ist lichtempfindlich und kommt in den Fruchtkapseln hochdosiert vor. Forschungen haben ergeben, dass  Johanniskrautöl bereits im Mittelalter im Dunkeln ausgezogen wurde.

Um sämtliche Inhaltstoffe optimal auszuziehen wähle ich eine Mischform. Ein Teil des Öls im Dunkeln (Fruchtkapsel-Öl), ein Teil im Hellen (Blüten-Öl) ausziehen und anschließend mischen. Das klappt gut und wird ein wunderbares Öl.

Übrigens wird das „Dunkelöl“ auch rot.

Johanniskrautblüten

Johanniskrautblüten für Öl-Ansatz

Gelbe Johanniskrautblüten

Johanniskrautblüten-Öl Ansatz Tag 1

Johanniskrautblüten-Öl-Ansatz Tag 2

Johanniskrautblüten-Öl-Ansatz

Johanniskrautblüten-Öl-Ansatz Tag 4

 

 

Hier geht´s weiter:

→Traditionelle Herstellung von Johanniskrautöl

→Herstellung der Johanniskraut-Tinktur

→Zubereitung eines Johanniskraut-Tees

 

 

Quellen:

Adam Michael Birkholz: Das Johanniskraut. Böhme, Leipzig 1781. (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf)

Ursel Bühring  Grundlagen der  Heilpflanzenkunde

Michael Pahlow  Das große Buch der Heilpflanzen

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